1. Die Hadithe: Das lebendige Erbe des Propheten (ﷺ)
Als Muslime glauben wir, dass der Quran durch die Sunnah des Propheten Muhammad (ﷺ) erklärt und gelebt wird. Die Hadithe – seine Worte, Taten und Billigungen – sind das zweite Fundament unseres Glaubens nach dem Quran. Allah sagt im Quran:
„Wer dem Gesandten gehorcht, der hat Allah gehorcht.“ (Sure 4:80).
Diese Überlieferungen sind kein menschliches Werk, sondern göttlich inspiriert, denn der Prophet (ﷺ) sprach nie aus eigener Neigung (Sure 53:3–4). Sie sind ein Geschenk Allahs, um uns den Weg der Rechtschaffenheit zu zeigen.
2. Die Wissenschaft der Hadith: Ein Wunder der Genauigkeit
Die Gelehrten entwickelten die Hadith-Wissenschaft (ʿIlm al-Hadith) mit strengen Kriterien, um jede Überlieferung zu prüfen:
- Kette der Überlieferer (Isnad): Jeder Hadith wird durch eine lückenlose Kette frommer Gelehrter zurückverfolgt.
- Überliefererprüfung (Al-Jarḥ wa at-Taʿdīl): Jeder Überlieferer wurde auf Integrität, Gedächtnis und Frömmigkeit untersucht.
- Klassifizierung: Hadithe wurden als sahih (authentisch), hasan (gut) oder daʿif (schwach) eingestuft.
Beispiel: Der berühmte Hadith über die Absichten (Niyyah) – „Die Taten sind entsprechend den Absichten…“ (Bukhari, Muslim) – wurde durch eine ununterbrochene Kette frommer Muslime überliefert und ist Grundlage aller Ibada (Anbetung).
4. Die Hadithe als Erklärung des Quran
Ohne die Sunnah wäre der Quran für uns oft weniger verständlich. Zum Beispiel befiehlt der Quran das Gebet (Salah), aber die Details – wie die Anzahl der Rakʿah, die Bewegungen – lernten wir durch den Propheten (ﷺ). Er sagte: „Betet, wie ihr mich beten gesehen habt.“ (Bukhari).
Auch soziale Regeln wie das Erbrecht (Faraʾid), das Verbot von Zinsen (Riba) oder die Bedeutung der Familie wurden durch Hadithe konkretisiert.