“Er ist es, Der vom Himmel Wasser herabkommen läßt; davon habt ihr zu trinken, und davon (wachsen) Bäume, unter denen ihr (euer Vieh) frei weiden laßt.
Er läßt euch damit Getreide wachsen, und Ölbäume, Palmen, Rebstöcke und von allen Früchten. Darin ist wahrlich ein Zeichen für Leute, die nachdenken.”(16:10-11)
„Wir werden sie Unsere Zeichen überall auf Erden und an ihnen selbst sehen lassen, damit ihnen deutlich wird, daß es die Wahrheit ist…“.(49:53)
“Und Wir wollten denen, die im Lande als schwach erachtet worden waren, Huld erweisen und sie zu Führern machen und zu Erben einsetzen” 28|5|
Vor 520 Jahren ging die muslimische Herrschaft in Spanien zu Ende. Sie hatte 800 Jahre gedauert. Al-Andalus brachte Toleranz, friedliches Zusammenleben von Muslimen, Christen und Juden. Es war eine Ära, in der Wissenschaften, Poesie und Philosophie blühten.
Es ist ein schönes Land, das schöne Spanien
Viel neue Weisheit sprosste aus der alten.
Und Scharen wissbegier’ger Schüler wallten
Aus allen Ländern her nach Cordoba,
Um hier zu lernen, wie man Sterne misst,
Und wie man löst die Rätsel dieses Lebens.
Heinrich Heine
Aus: Almansor, 1823
Beginnen wir mit dem durchaus als tragisch zu charakterisierenden Ende. Am 2. Januar des Jahres 1492 christlicher, am 1. März des Jahres 897 muslimischer Zeitrechnung erobern die von Papst Alexander VI. vier Jahre später, 1496, mit dem Ehrentitel “katholische Könige” versehenen Ferdinand II. von Aragon und Isabella I. von Kastilien das als märchenhaft verklärte Granada, die letzte noch von Muslimen besetzte Stadt auf dem Boden der Iberischen Halbinsel.
Im selben Jahre weisen diese “katholischen Könige” die Juden aus, die Muslime werden vor die Wahl gestellt, entweder zum Christentum zu konvertieren oder das Land zu verlassen. Mit dem Fall Granadas, dem “Sitz der “Maurenherrlichkeit”, wie Heinrich Heine später dichtet, geht nicht nur die knapp achthundertjährige muslimische Geschichte jener Halbinsel zu Ende, aus der später Spanien wird; vorbei ist auch eine Epoche der “religiösen und ethnischen Toleranz”, wiewohl man diesen viel strapazierten Begriff hier nur unter Einschränkung verwenden darf.
Orientbegeisterung – die Araber als Kulturvolk
Doch davon später. Heinrich Heine lässt sich vom Fall Granadas und dem Ende von Al-Andalus zu seiner Tragödie Almansor inspirieren: Ein arabischer Adliger namens Abdullah entscheidet sich, seinem muslimischen Glauben treu zu bleiben und führt Ehefrau Fatima und Sohn Almansor mit ins Exil in den Jemen. Die Literaturgeschichte hat herausgefunden, dass Heine für seine Tragödie die Geschichte von Al-Andalus intensiv studiert und dass er sich auch darüber kundig gemacht hat, wie Papst und spanische Krone nach 1492 das Christentum mit Gewalt “und mit Hilfe der Inquisition” verbreitet haben.
Heines Almansor fällt in eine Zeit allgemeiner Orientbegeisterung, in der plötzlich die Araber nicht mehr als filzige, grobe Wüstenbewohner, sondern als Kulturvolk gesehen werden, die zahlreiche Werke der Poesie und viele Erzählungen geschaffen haben. Über dieses zweifellos etwas romantisierte Bild des Arabers schreibt Victor Hugo, früher seien wir “Hellenen” gewesen, “und jetzt sind wir Orientalen”.
Heiko Flottau’s picture
SPANIEN
Das Ende von Al-Andalus
Von Heiko Flottau, 23.12.2011
Vor 520 Jahren ging die muslimische Herrschaft in Spanien zu Ende. Sie hatte 800 Jahre gedauert. Al-Andalus brachte Toleranz, friedliches Zusammenleben von Muslimen, Christen und Juden. Es war eine Ära, in der Wissenschaften, Poesie und Philosophie blühten.
Es ist ein schönes Land, das schöne Spanien
Viel neue Weisheit sprosste aus der alten.
Und Scharen wissbegier’ger Schüler wallten
Aus allen Ländern her nach Cordoba,
Um hier zu lernen, wie man Sterne misst,
Und wie man löst die Rätsel dieses Lebens.
Heinrich Heine
Aus: Almansor, 1823
Beginnen wir mit dem durchaus als tragisch zu charakterisierenden Ende. Am 2. Januar des Jahres 1492 christlicher, am 1. März des Jahres 897 muslimischer Zeitrechnung erobern die von Papst Alexander VI. vier Jahre später, 1496, mit dem Ehrentitel “katholische Könige” versehenen Ferdinand II. von Aragon und Isabella I. von Kastilien das als märchenhaft verklärte Granada, die letzte noch von Muslimen besetzte Stadt auf dem Boden der Iberischen Halbinsel.
Im selben Jahre weisen diese “katholischen Könige” die Juden aus, die Muslime werden vor die Wahl gestellt, entweder zum Christentum zu konvertieren oder das Land zu verlassen. Mit dem Fall Granadas, dem “Sitz der “Maurenherrlichkeit”, wie Heinrich Heine später dichtet, geht nicht nur die knapp achthundertjährige muslimische Geschichte jener Halbinsel zu Ende, aus der später Spanien wird; vorbei ist auch eine Epoche der “religiösen und ethnischen Toleranz”, wiewohl man diesen viel strapazierten Begriff hier nur unter Einschränkung verwenden darf.
Orientbegeisterung – die Araber als Kulturvolk
Doch davon später. Heinrich Heine lässt sich vom Fall Granadas und dem Ende von Al-Andalus zu seiner Tragödie Almansor inspirieren: Ein arabischer Adliger namens Abdullah entscheidet sich, seinem muslimischen Glauben treu zu bleiben und führt Ehefrau Fatima und Sohn Almansor mit ins Exil in den Jemen. Die Literaturgeschichte hat herausgefunden, dass Heine für seine Tragödie die Geschichte von Al-Andalus intensiv studiert und dass er sich auch darüber kundig gemacht hat, wie Papst und spanische Krone nach 1492 das Christentum mit Gewalt “und mit Hilfe der Inquisition” verbreitet haben.
Heines Almansor fällt in eine Zeit allgemeiner Orientbegeisterung, in der plötzlich die Araber nicht mehr als filzige, grobe Wüstenbewohner, sondern als Kulturvolk gesehen werden, die zahlreiche Werke der Poesie und viele Erzählungen geschaffen haben. Über dieses zweifellos etwas romantisierte Bild des Arabers schreibt Victor Hugo, früher seien wir “Hellenen” gewesen, “und jetzt sind wir Orientalen”.
Die Juden empfinden die Ankunft der Muslime als Befreiung
Begonnen hat die Geschichte von “Al-Andalish”, wie die Araber in Anspielung an die Vandalen die Iberische Halbinsel nannten, im Jahre 711 christlicher Zeitrechnung, als der muslimische Feldherr Tariq beim heute Gibraltar genannten Felsen (von “Gebel Tariq” = Berg des Tariq) an der Spitze eines Berberheeres vom nordafrikanischen Ceuta aus auf die Iberische Halbinsel übersetzt, wohl, um zunächst nur in Form einer traditionellen arabischen Razzia, eines Raubzuges, reiche Beute zu machen.
Doch das solchermassen angegriffene christliche, durch inneren Zwist gespaltene Westgotenreich kollabiert schnell. Die dort ansässigen Juden empfinden die Ankunft der Muslime als eine Art Befreiung, denn die Westgoten hatten die Juden verfolgt und unterdrückt. Unter den Muslimen gelten die Juden wie auch die Christen als Schutzbefohlene (dhimmis), die gegen Zahlung einer Sondersteuer unbehelligt weiter nach ihren Glaubensgrundsätzen leben können.
Doch mit dem 2.Januar 1492, mit der Eroberung Granadas, der letzten muslimischen Bastion auf der Iberischen Halbinsel, durch ein christliches Heer beginnt eine neue im Vergleich zu den vergangenen etwa 700 Jahren finstere Epoche. Gab es in Al-Andalus immerhin ein oft fruchtbares Spannungsverhältnis zwischen strengem islamischen Glauben und dem Versuch rationaler, aufklärerischer Philosophie, so herrscht im Spanien der “katholischen Könige Isabella und Ferdinand” die reine Glaubensdiktatur.
Dieser 2. Januar 1492 entpuppt sich als wahrhaft spanisch-christliches Datum: Juden und Muslime werden ausgewiesen, sofern sie nicht zum Glauben der christlichen Könige konvertieren. Die Inquisition forscht nach, ob konvertierte Juden (Conversos) und konvertierte Muslime (Moriscos) noch heimlich ihren alten Glauben praktizieren. Vorbei ist es mit der zwar spannungsgeladenen, doch auch spannenden Auseinandersetzung zwischen Glauben und Wissenschaft. Vorbei ist es auch mit der in Al-Andalus überwiegend praktizierten muslimischen Toleranz, wonach Juden und Christen gegen Zahlung einer Sondersteuer unbehelligt ihren Glauben praktizieren konnten.
Das Jahr 1492 bringt aber nicht nur den Fall Granadas und die Verfolgung von Muslimen und Juden durch die “christlichen Könige”. Die spanische Krone finanziert auch die Reise des Genuesen Christopher Columbus nach Westen, “um den Seeweg nach Indien zu entdecken”. Entdeckt – aus eurozentrischer Sicht betrachtet – wird Mittelamerika. Während man sich etwa im Italien der Renaissance auf humanistische Werte der Antike besinnt, beginnt in der gerade in den europäischen Horizont gerückten eigenständigen Welt der mittelamerikanischen Hochkulturen die Ausbeutung und Ausrottung ganzer Völker und die Vernichtung ganzer Zivilisationen durch das christliche Abendland.
Al-Andalus ist Geschichte.
Die andalusische Stadt Córdoba lebt von ihrem islamischen Erbe. Córdoba war lange Hauptstadt von Al Andalus und im 10. Jahrhundert eine der wichtigsten Städte der Welt. Die einstige Moschee (von Cordoba) gehört weltweit zu den größten Sakralbauten. Nach der Eroberung der Stadt durch die Spanier wurde eine Kirche eingebaut.
Beten dürfen dort nur (noch) Christen, denn verwaltet und unterhalten wird der Tempel vom Domherrenrat, einer Gruppe katholischer Geistlicher, die im Auftrag des Bischofs handeln. José Juan Jiménez ist einer von ihnen.
Eine nicht unwichtige Anzahl an Islamgelehrten haben hier ihren Ursprung:
Abū Ishāq Ibrāhīm Ibn Mūsā asch-Schātibī (arabisch إبراهيم بن موسى الشاطبي) geboren und gestorben in Granada (Spanien)
Al-Qurtubī (arabisch أبو عبد الله محمد بن أحمد بن أبي بكر بن فرج الأنصاري الخزرجي الأندلوسي القرطبي, geb. 1214 in Córdoba
Ibn ʿAbd Rabbih (Arabic: ابن عبد ربه) geboren in Córdoba (Spanien).
“Laß dich nicht trügen durch den Wandel der Ungläubigen in den Ländern.” (3|196|)
„…So sei denn Allah gepriesen, der beste Schöpfer.“(35:14)
„Dies ist Allahs Schöpfung. Zeigt mir nun, was andere außer Ihm geschaffen haben.“ (11:31)
https://www.journal21.ch/das-ende-von-al-andalus
https://www.deutschlandfunk.de/konflikt-im-weltkulturerbe-cordoba-moschee-oder-kathedrale.886.de.html?dram:article_id=301210
„…So sei denn Allah gepriesen, der beste Schöpfer.“(35:14)